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Goldgrube

Goldgrube

Wer in Marco Leitermanns Fotoarbeit „Goldgrube“ nach der wörtlichen Umsetzung des Titels sucht, tut dies vergebens. Bewusst führen erste Assoziationen mit dem Werknamen in die Irre.
Auf seinen Fotografien zeigt der Künstler deutsche Nachwuchsbands auf Tour. Dargestellt ist ihr Alltag, abseits des großen Trubels der Shows. Es ist nicht der schillernde Erfolg den wir hier abgebildet sehen, sondern ein kollektives Gemeinschaftsgefühl der verschiedenen Bands. Dabei fällt auf, Marco Leitermann ist kein Beobachter fernab der Bühne, sondern ein Teil dieser Gruppen. Als „fünftes Bandmitglied“ lebt und schläft er mit ihnen in den gleichen Räumen, trinkt backstage Bier und reist mit durch Europa zu Festivals und Clubs. Seine Fotografien sind private Momente. Durch die plötzliche Nähe zu den Personen hält er eine Intimität fest, die es schafft, die Distanz zwischen Fotograf und Objekt aufzulösen. So löst sich auch bei genauerer Betrachtung, der auf den ersten Blick wirkende Widerspruch zwischen Titel und Abgebildetem auf.
Für Marco Leitermann geht es nicht um eine Form von dargestellter makelloser Perfektion, vielmehr stellt das Gegenteil für ihn die eigentliche Vollkommenheit dar. So wird die Echtheit des Augenblickes zum Reiz seines künstlerischen Schaffens.

In seinen Fotografien transportiert er, trotz der radikalen Lichtsetzung, sein atmosphärisches Empfinden der Situation. Der Betrachter wird hier unweigerlich zum Voyeur, der immer wieder aufs Neue versucht, das Geschehen um den abgebildeten Augenblick herum zu begreifen. Dabei spiegelt die enthüllte Privatsphäre die Fragilität der Menschlichkeit im festgehaltenen Augenblick.

Das Fesselnde an Marco Leitermanns Fotografien ist, dass sie Blicke hinter die Fassade gewähren, und dennoch die aufkommenden Fragen über den weiteren Verlauf der Handlung unbeantwortet lassen. Es sind Momente vollkommenen Stillstandes. Unter die Abbildungen einzelner oder mehrerer Personen mischen sich dabei immer wieder Interieurszenen, die das Gefühl der Ruhe einmal mehr verstärken. Hochgestellte Barhocker unter einer flackernden Discokugel lassen eine vergangene Feier vermuten, während ein hervor spitzendes
Pflanzenblatt am Vorhang einen Ausschnitt eines möglichen Backstagebereiches abbildet. Was in diesen Räumen jedoch wirklich passiert ist, bleibt im Verborgenen.
So spielt der Künstler mit der Neugier und der Wissbegierigkeit unserer Gesellschaft, welche durch Social Media, Einsicht in beinahe jedes Leben unbekannter Personen hat. Diese
Schaulust nützt er für sich aus, indem er den Betrachtenden eine Illusion schafft, die die Partizipation an einem fremdem Leben simuliert. So leistet Marco Leitermann mit seiner Fotoserie Goldgrube einen Beitrag zum Zeitgeist des 21. Jahrhunderts.

Text Laura Gerstmann

Anyone looking for the title's literal translation in Marco Leitermann's photographic series "Goldmine" will do so unsuccessfully. Initial associations with the series' title purposefully lead to a dead end. Instead, Marco Leitermann photographs German newcomer bands on tour. Rather than capturing their most impressive moments on stage, the artist focuses on the bands' everyday life, their sense of community and the different dynamics between each member. What stands out: Marco Leitermann is not simply an observer, but a part of these groups. As a „fifth band member“ he lives the same life as the bands, sleeps on promoter's mattresses, drinks beer backstage and travels from town to town in the band bus. As a result, his pictures capture
private moments. The sudden closeness to his protagonists create a sense of intimacy, dissolving the distance between the photographer and his subjects. In a way, the initial contradiction between the title and the series may also dissolve upon closer inspection. For Leitermann, it is
not about capturing impeccable perfection. Instead, genuine moments become the attraction of his artistic work.

Despite his radical use of lighting, Leitermann's photographs always convey an atmospheric feel for the situation. The viewer inevitably becomes a voyeur who continuously tries to understand what is happening in each depicted moment. By revealing the privacy of his protagonists, Leitermann also shines a light on the fragility of his subjects in the respective moments.

What is captivating about Marco Leitermann's photographs is that they allow glimpses behind the facade of his subjects while still leaving many questions unanswered. Each moment marks a complete standstill. Leitermann pairs pictures of individual band members or entire groups with images of interior scenes that reinforce a feeling of tranquility: Raised bar stools under a flickering disco ball suggest a past celebration, while a plant leaf emerging from behind a curtain suggests the interior of a possible backstage room. However, what really happened in these rooms remains unanswered. Thereby, the artist not only plays with the curiosity of the viewer but also with the curiosity of a society that has gained access to almost every aspect of live through social media. Leitermann takes advantage of this curiosity by creating an illusion that simulates participation in a stranger's life. In this way, Marco Leitermann's “Goldgrube” photo series marks a contribution to the zeitgeist of the 21st century.

Translation Laura Gertken

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Exhibition at “das zwo”, Munich

Exhibition at “das zwo”, Munich

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Exhibition at Reinbeckhallen, Berlin

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